Der Beckenboden

Dein Beckenboden wird in den nächsten Wochen und Monaten- ach was sag ich – in den nächsten Jahren eine bedeutsame Rolle in deinem Leben spielen. Machen wir euch also etwas näher miteinander bekannt.

Aufbau und Struktur des Beckenbodens

Der Beckenboden ist eine Gruppe von Muskeln die, ähnlich wie eine Schale, am Grund deines Beckens liegt und es nach unten hin abschließt. Es ist, wie es der Name eben auch schon sagt, quasi der muskuläre Boden deines knöchernen Beckens.

Er besteht aus drei Muskelschichten:

äußere Schließmuskelschicht
mittlere Schicht
inneren Schicht

Diese Schichten bestehen aus mehreren Muskeln, die unterschiedlich angeordnet sind. (Schau mal hier vorbei, da habe ich dir ein kleines Video gedreht, um dir den Beckenboden am Modell zu zeigen.)

Der Beckenboden ist sehr zentral in deinem Körper gelegen. Gemeinsam mit den Bauch- und Rückenmuskeln bildet er deshalb auch die sogenannte Körpermitte.

Die Aufgaben des Beckenbodens

Kommen wir zu den Aufgaben, die dein Beckenboden schon seit Jahren tagtäglich übernimmt:

Stabilisierungsfunktion

Wenn dein Körper dein Becken gegen äußere Einflüsse ruhig halten muss, wir dein Beckenboden (zusammen mit anderen Muskeln) aktiv.

Trage- und Hebefunktion

Er trägt und hebt deine Organe. Eine gute Grundspannung hält die Organe im Bauchraum an Ort und Stelle. Das unterstützt ihre Funktionalität.

Haltungsfunktion

Er gibt deinem gesamten Rumpf Halt, schont die Wirbelsäule und unterstützt deine Körperhaltung.

Öffnen und schließen

Die Muskeln umschließen beide unteren Körperöffnungen und ermöglicht somit ein Öffnen und Schließen für die Ausscheidung. Ein gut funktionierender Beckenboden ermöglicht also deine Kontinenz.

Trampolineffekt

Er reagiert reflektorisch auf plötzliche Druckerhöhung im Bauchraum. Dieser Rückfederungseffekt wird Zb beim Husten, lachen oder niesen aktiv, damit hier alles „dicht“ bleibt.

Sexuelle Funktion

Die Muskeln pulsieren beim Geschlechtsverkehr und können durch eine erhöhte Spannung die Weite/Enge der Vagina beeinflussen.

Bewegungsfunktion

Auch bei verschiedenen Bewegungen wirkt der Beckenboden unterstützend.

Der Beckenboden spielt also eine ziemlich wichtige Rolle in unserem Leben- ob wir wollen oder nicht.

Der Beckenboden ist uns meist unbekannt, bis wir gebären!

Hand aufs Herz: bis zu meiner Ausbildung hatte ich auch nie genauer mit dem Beckenboden zu tun. Meist ist es ja auch so: solange es unserem Körper gut geht und er gut funktioniert, nehmen wir das einfach  selbstverständlich hin.

Jetzt, wo du schwanger bist, wird dein Beckenboden allerdings (noch) bedeutsamer und wir sollten etwas genauer hinschauen, bevor er dir mit Radau und Rabatz ganz von alleine aufällt.

Denn durch die Schwangerschaft ist auch dein Beckenboden besonders herausgefordert. Er hat durch das wachsende Baby, die immer schwerer werdende Gebärmutter mitsammt Fruchtwasser viel mehr Gewicht zu tragen. Gleichzeitig wird er durch die hormonelle Wirkung weicher und nachgibiger. Was für die Geburt gut ist, in der Schwangerschaft jedoch zu Beschwerden wie zB Rückenschmerzen führen kann.

Was kannst du selbst tun?

Die gute Nachricht: den ersten Schritt hast du schon getan, indem du diesen Text hier liest! Du weißt jetzt wo dein Beckenboden liegt, welche Aufgaben er hat und das du schon in der Schwangerschaft vermehrt auf ihn achten solltest.

Beckenboden schonendes Verhalten im Alltag:

Hier noch ein paar konkrete Tipps, um deinen Beckenboden in der Schwangerschaft zu schützen.

• Vermeide schweres Heben und Tragen (max. 5 Kilo)

• Erhöhe immer bevor du etwas hebst, die Grundspannung deines Beckenbodens

• Beim Toilettengang:

◦ Vermeide starkes Pressen

◦ Lass den Urin ungehindert abfließen und spanne erst bei geleerter Blase den Beckenboden etwas an

• Rolle dich beim Aufstehen aus der Rückenlage immer zu allererst auf die Seite und richte dich dann erst auf

• Vermeide Belastung mit starker Rückfederung wie zb Trampolinspringen oder Joggen (zumindest, wenn du dies nicht schon vor der Schwangerschaft regelmäßig gemacht hast)

• Husten und Niesen kann weniger belastend sein, wenn du deinen Kopf zur Seite gedreht hast. Das verringert den Druck im Bauchraum und somit auch den Druck nach unten auf den Beckenboden.

Der Beckenboden bei der Geburt

Durch die Geburt wird dein Beckenboden einer weiteren Herausforderung ausgesetzt sein.

Er darf sich, wider seiner sonstigen Aufgabe, weich machen und öffnen, um dein Baby das Licht der Welt erblicken zu lassen. Er stellt, am Beckenausgang gelegen, gemeinsam mit dem Damm die letzte zu bewältigende Hürde für dein Baby dar. Deshalb wirst du in jedem guten Geburtsvorbereitungskurs lernen, deinen Beckenboden bewusst in seiner Spannung zu beeinflussen.

Neben der Möglichkeit, die Beckenbodenspannung bewusst zu beeinflussen, so gibt es auch bestimmte Positionen, die sich ganz von allein auf seine Spannung auswirken.

Nach der Geburt

Wenn du dein Baby geboren hast. beginnt für deinen Körper die Zeit der Rückbildung. Mit schonendem Alltagsverhalten und einem Rückbildungstraining kann dein Beckenboden (und dein restlicher Körper) Stück für Stück regenerieren. Den Beckenboden trainieren solltest du jedoch dein Leben lang.

Wie das alles in der Praxis im Detail aussehen kann, kannst du z.B. in meinem Kurs für ganzheitliche Geburts- und Familienvorbereitung lernen.

 

 

2 Kommentare zu „Der Beckenboden“

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